startseite galerie biographie & kontakt ausstellungen aktuelles & texte

anyway

Die Sicht der Dinge

Mutiges Grau

Jazz für die Augen

Von mir aus…

Einführung Ausstellung 2012

Grenz-Felder

anyway
Eröffnung der Doppelausstellung 2022 im Gleis 1/Delcanto, Montag 16.5.22, Markus Franke

anyway: ist der Titel meiner Ausstellung, die wir heute eröffnen.
anyway: ist der Titel eines hier ausgestellten Bildes.
Es zeigt Spuren, die wie ein Geflecht von Pfaden und Wegen ins Unbestimmte führen.
anyway: ist der englische Titel dieses Bildes. Viele meiner Arbeiten tragen englische Titel. Warum? Ich weiß es nicht. Liegt es an meiner Liebe zur englischen Sprache? Oft scheinen mir einfach die englischen Titel besser zu passen, zu passen zu dem, was sich da als Ergebnis zeigt. anyway: hat wie viele englische Worte eine Menge unterschiedlichster Bedeutungen: Übersetzt kann anyway heißen: sowieso, ohnehin, irgendwie, überhaupt, jedenfalls, doch, eigentlich, schon, außerdem, überdies, auf alle Fälle, wie auch immer.
Sowieso ist es schön, dass ihr heute hier seid. Denn die Kunst lebt vom Betrachter. Sie ist Kommunikation, oft ohne Worte. Die Betrachterinnen und Betrachter sind ein Teil des Kunstwerkes. Das was du siehst, was du assoziierst, was dir ein- auf, oder missfällt, ist deine Möglichkeit das Bild zu sehen. Der oder die neben dir erlebt es wieder anders. Im Gespräch entsteht eine weitere Sicht der Dinge.
Ohnehin ist es nach fast zweieinhalb Jahren Pandemie gut, dass wir uns wieder treffen, vor und mit den Bildern. Der kulturelle Mangel der letzten beiden Jahre hat gezeigt, was fehlt. Der Freiraum, um Neues oder sich selbst aus-zuprobieren, Ideen, Phantasie, Zukunft zu entwickeln. Gezeigt hat das Arbeiten in der Pandemie aber auch, dass uns davor manchmal die Konzentration, die Abgeschiedenheit und die Stille gefehlt hat.
Irgendwie sagen wir, wenn wir ein Ahnung oder eine Vermutung von etwas haben, jedoch noch nichts Genaues wissen. Picasso brachte es einmal so auf den Punkt: „Die weiße Leinwand ist für mich die größte Provokation.“ Alles ist möglich. Natürlich kann man einen Plan machen, eine Konzeption erarbeiten. Habe ich begonnen, sagen mir die ersten Pinselstriche, oder das erste Sieb, lass das mit der Konzeption, lass den Pan. Ich sag euch: eine gute Übung!
Überhaupt trau ich dem Bild in diesem Moment mehr zu, als mir selbst. Wenn das gelingt, ist jedes fertige Bild eine gelungene Überraschung. Überraschungen lösen Freude aus, Erstaunen, auch Erschrecken, manchmal sogar Entsetzen. Wer überrascht ist, spürt eine unterwarte Energie. Vielleicht spürt auch ihr sie, beim Betrachten der Bilder. Es ist für mich ein Qualitäts-kriterium für jede Form von Kunst. Überrascht sein in diesem Sinne, ich erlebe Unerwartetes. Dann sehe auch ich mich plötzlich anders, oder ich sehe die Dinge anders, neu. Eine Form der Begegnung, die nicht zwingt, sondern ermöglicht.
Jedenfalls hat es mich immer beeindruckt, wie zweidimensionale Bilder, Oberflächen, die unbewegt im Raum hängen, bewegen, anstoßen, erschrecken, berühren und in Bewegung setzen können. Vor guten Bildern kann ich nicht still stehen. Auf die Frage, woher er wisse, dass seine Bilder gut seien, sagte Mark Rothko: „Die Menschen brechen manchmal vor meinen Bildern in Tränen aus. Sie können also so schlecht nicht sein.“
Doch, bleiben wir nüchtern. Kunst hat keinen Zweck. Weder soll sie zu Tränen rühren, noch dient sie der Weltverbesserung, noch zeigt sich ihre Qualität in Verkaufszahlen. Aber sie kann. Sie kann sich verkaufen, zu Tränen rühren, die Welt verbessern. Sie kann. Und dies gilt auch in Zeiten, wo wir wieder einen Krieg in Europa erleben.
Eigentlich wollte ich ja nur ein paar wenige Worte zu meinen Bildern sagen. Wie so oft kommen die Künstler, (wenn sie dann auch noch Theologen oder Lehrer sind, oder noch schlimmer: beides) vom Besonderen ins Allgemeine. Also, die hier ausgestellten Arbeiten sind Siebdrucke, der letzten 4 Jahre. Die Malerei, die neben den Siebdrucken ab Juni im Kultur- und Bürgerhaus in Denzlingen zu sehen sind, ist etwas älter. Im Moment entstehen wieder mehr gemalte Bilder, die aber ihre Bewährungszeit noch nicht hinter sich haben. Du, liebe Gordana, hast die Möglichkeit für diese Doppelausstellung geschaffen, Danke dafür! Gerade nach der Zeit der Pandemie, ist es ein sehr gutes Gefühl, die insgesamt 35 Arbeiten den ganzen Sommer über zeigen zu können.
Schon die Titel geben ja den ersten Hinweis für die Bilder. Doch diese Titel entstehen bei mir immer erst nachdem die Arbeiten abgeschlossen sind. Aber wann ist ein Bild fertig? Einer meine Lehrer meinte einmal: Ein Bild rechtzeitig zu beenden ist mindestsens genauso schwierig, wie es anzufangen. Der Titel des Bildes ist ja auch eine Festlegung. Oft verhindert er den oben beschrieben Prozess der betrachtenden Aneignung. Ist dies absehbar, bleibt das Bild ohne Titel. Manchmal ist der Titel allerdings auch die Form des Erkennens, von dem, was ich da eigentlich gemacht habe. Oft sind es andere, die einen Bildtitel für meine Arbeiten finden. Als ich zum Beispiel das Bild mit dem heutigen Titel „Covid 19“ – es hängt vorne neben der Theke - zum ersten Mal ausgestellt hatte, noch ohne Titel, kam eine Freundin auf mich zu und meinte: Das Bild zeigt mehr von der Pandemie, als alle Nachrichten, Reportagen und Statistiken zusammen. Und schon hatte das Bild seinen Titel.
Außerdem ist der Anlass für die Arbeiten oft ganz unbestimmt, es sind Zufälle, Kleinigkeiten, Reisen, Begegnungen, Augenblicke, die den Inhalt der Arbeiten bestimmen. Denn es scheint mir immer wieder ganz belanglos zu sein, was sich da als Inhalt ergibt. Jeder einfache Küchengegenstand, jeder Zweig, jede Hausecke, kann zum Thema werden. Nicht weil er so aussagekräftig oder bedeutsam wäre, sondern weil er transparent wird für…, Ja, für was eigentlich? Da fehlen mir die Worte. Deshalb male ich.
Überdies: Der Siebdruck ist für mich auch Malerei. Das Druckverfahren ist lediglich der Ausgangspunkt für die Komposition und die Farbgebung, die sich ja nicht in der Wiedergabe von Wiederholbarem erschöpft.
Auf alle Fälle gilt bis heute Paul Klees bekannter Satz: „Kunst gibt nicht das Sichtbare wieder, sondern macht sichtbar.“ Es würde mich freuen, wenn das bei der ein oder anderen der hier ausgestellten Arbeiten stattfinden würde, dass etwas sichtbar wird, vielleicht auch von euch selbst.
Wie auch immer, anyway!



Die Sicht der Dinge
Vernissage zur Ausstellung Markus Franke - 08.01.2020 Ernst-Lange-Haus, Freiburg Stadtdekan Markus Engelhardt

„Die Sicht der Dinge“. Prima vista ist das ein Motto ohne Hintersinn, fast banal. Eine Sicht der Dinge zu haben ist ja die Bedingung der Möglichkeit, dass Kunst ist. Aber es ist eben nur auf den ersten Blick so banal klar. Dass das Motto weitere, tiefere Blicke erheischt, wird schon dadurch deutlich, dass man fragen kann: Die Sicht der Dinge - ist das ein Genitivus objectivus oder subjectivus? Also die Frage: ist damit nur die Sicht auf die Dinge gemeint? Oder vielleicht doch auch, dass auch die Dinge selbst einen Blick, also ihre Sicht auf uns entfalten könnten? Ich meine, auch daran könnte etwas Wahres sein, und komme darauf zurück. - Aber auch wenn man den Genitiv naheliegenderweise als objectivus nimmt, also die Sicht auf die Dinge, birgt dies durchaus Mehrschichtiges. Denn allein schon die Wendung „Sicht der Dinge“ zeigt einen basalen Sachverhalt an, der seit der modernen Quantenphysik mit ihrer Ab-kehr vom sog. cartesianischen Weltbild zum Gemeingut geworden ist: das sog. „Ding an sich“, die res extensa, wie Descartes die materielle Wirklichkeit nannte, deren sich der Mensch den-kend bemächtigt - das gibt es gar nicht. Es gibt, wie die Quantenphysik gezeigt hat, keine ob-jektiven Dinge. Sondern wie die Dinge sind, kommt immer darauf an, wie sie uns erscheinen. Und das ist vom Standpunkt des Betrachtenden abhängig. Eben von seiner individuellen Sicht der Dinge. So kann ich Ihnen hier nur meine persönliche Sicht der Dinge, deren Ausstellung uns hier zu-sammenführt, offerieren. Dazu gehört, dass ich hier - in der Sprache der theologischen Tradition ausgedrückt, in der ich mich einigermaßen sattelfest fühle - nicht in meinem opus proprium, also meinem eigenen Terrain mich bewegen kann, sondern in einem opus alienum, also auf ei-nem für mich fremden Feld herumdilettiere. Ich bin weder Künstler noch Kunstverständiger, sondern nur Theologe. Aber Gottseidank hat unser Künstler mich auch als solchen angeheuert, diese Ausstellung mit ein paar dilettierenden Bemerkungen zu eröffnen. Er wird also selbst nicht erwarten, dass ich Ihnen jetzt tiefschürfende Deutungsangebote zu den hier zu sehenden Arbeiten mache. Theologen, jedenfalls protestantische, sind ja notorisch viel mehr Wort-Menschen als Sicht-Menschen. Wir Protestanten nennen unsere Kirche durchaus mit Selbstbewusstsein „Kirche des Wortes“. Das Sinnliche, das für uns im Schauen und im Fühlen liegt, wird gemeinhin mit dem Katholischen verbunden. Wenn wir aber in die Bibel blicken, und zwar gleich an ihren Anfang, dann ergibt sich ein interessanter Befund: Das Wort und die Sicht sind da aufs Engste miteinan-der verknüpft. Die Bibel erzählt zu Beginn ja den Ur-Anfang alles Seienden, aller von Gott ver-schiedenen Wirklichkeit, die sie als seine Schöpfung ansieht. Und diese entsteht zwar zualler-erst durch einen Sprech-Akt: „Und Gott sprach: es werde…“, und dann wurde ein Ding nach dem anderen. Aber Bestand, Verlässlichkeit erhält dieser ursprüngliche Schöpfungsakt doch erst durch einen Sicht-Akt: „Und Gott sah, dass es gut war.“ Dies erst ist gewissermaßen die Be-glaubigung dessen, was zuvor durch den Sprechakt ins Sein gerufen wurde. Das Ding wird erst durch die Sicht darauf wirklich zum verlässlichen Ding. Und erst dann wendet sich Gott dem nächsten Ding zu, das er aussprechend zur Existenz bringt und ansehend anerkennt. Man kann also sagen: Das Wort und die Sicht, die sind aus theologischer, und vielleicht nicht nur aus theologischer Perspektive gleichursprünglich, was ihre schöpferische Kraft angeht. So gesehen ist Gott ein Künstler, ja der Ur-Künstler schlechthin, denn alles wirklich Schöpferi-sche ist per se Kunst. Ich will jetzt nicht so weit gehen bzw. spekulativ werden, dass ich auch Gott, den die Bibel in vielerlei Traditionen und Geschichten als großen, leidenschaftlichen Su-cher darstellt, das berühmte Diktum von Picasso zuschreibe, der von sich sagte: „Ich suche nicht, ich finde“ - und mit dieser lakonischen Selbstzuschreibung wohl die Grenze markiert, die einen wirklich schöpferischen Menschen, also einen echten Künstler, von all den mehr oder weniger normalbegabten Wesen, wie wir Nicht-Künstler es sind, unterscheidet. Aber für das Entstehen menschengemachter Kunst finde ich diesen Picasso-Satz sehr erhellend. Und das hat dann auch eminent mit dem von Markus Franke gewählten Motto der Ausstellung zu tun. Wie die Begleiter seines künstlerischen Schaffens wissen, hat Franke sich seit etlichen Jahren vorrangig der Siebdrucktechnik zugewandt. Seine Liebe zum Siebdruck hat ihn zu einem Bil-dersammler werden lassen. Was immer seinem Auge an Printerzeugnissen zu- und dann auch gefällt, findet Eingang in seine Inspirations-Sammelmappe. Das ist vielleicht charakteristisch für Frankes Arbeiten im Druck: Alles ist schon da. Es muss nicht erst von einer zunächst abs-trakt entwickelten Idee aus ein dazu passendes Anschauungsmaterial gesucht und, wenn es gut geht, gefunden werden. Sondern der Blick des Künstlers fällt auf eine Fotografie - oder sollte ich präziser sagen: die Fotografie fällt in den Blickwinkel des Künstlers, bahnt sich quasi von selbst in sein Gesichtsfeld, bindet ihn, so dass auch für Franke gilt: er sucht nicht, er findet. Und das wiederum unterscheidet dann auch die größte menschengemachte Kunst von Gott als dem Ur-Künstler. Gott - wie Martin Luther in einem berühmten Satz festgehalten hat - sucht und findet nicht, sondern zunächst einmal schafft er. Indem er, wie Paulus formulierte, das Seiende aus dem Nichts heraus ins Sein ruft. Bei Gott steht „im Anfang“ immer erst - die „Idee“. Für Gott ist also, anders als beim Siebdruck, nichts einfach schon da und wartet nur darauf, nach dem Gefundensein kreativ bearbeitet zu werden. Sondern Gott lässt es erst werden, indem die Idee zur Materie geschaffen wird. Das ist menschengemachter Kunst so nicht möglich. Damit bin ich beim Genitivus subjectivus. Es gibt wohl doch auch die Sicht der Dinge auf den Betrachter. Das Foto blickt den Künstler an, und so erst lässt es in ihm eine Idee entstehen, wie es zum Material der künstlerischen Verarbei-tung werden kann. Es gilt, durch die Arbeit mit dem Vorhandenen noch verborgene Seiten und Tiefen zu erschließen, also das Sinnesorgan zu aktivieren, das man etwas esoterisch das „dritte Auge“ nennt. Indem ein Bild zur Grundlage von Bildern wird, tritt es in einen Dialog mit dem Künstler. Und was aus diesem Dialogprozess dann an Bildern zum ursprünglichen Bild entsteht, öffnet sich wiederum uns als Betrachter*innen. So entfaltet das Ding in Gestalt des Fotos, das sich in den Blick des Künstlers gebahnt hat, seine Sicht auf ihn. Diese wiederum bewirkt die Sicht des Künstlers auf das Ding zurück. Eine Rück-Sicht im wörtlichen Sinn. Für den kreativen Prozess, der in diesem Oszillieren der Sicht des Dings auf den Künstler mit der Sicht des Künstlers auf das Ding entsteht, erscheint mir die Technik des Siebdrucks ausgezeichnet geeignet. Nach jeder Siebdruckschicht muss der Künstler überlegen, ob das dadurch variierte Ding eine neue, andere Sicht auf ihn hat, die ihn wiederum zu einer noch einmal modifizierten Sicht inspiriert, was sich dann in einer weiteren Drucklage niederschlägt. Im Prinzip ein unabschließbarer kreativer Prozess, ja ein hermeneutischer Zirkel. Wie alle richtige Kunst, denn so wenig wie das objektive „Ding an sich“ gibt es ja das „voll-kommene Werk“. Auch die größte Kunst bleibt fragmentarisch, und nur so ist sie Kunst. Weil die Wirklichkeit, aus der sie ihr Material schöpft, als - ich sage es theologisch - „unerlöste Welt“ immer Bruchstück und Fragment ist. Das „Vollkommene“ bleibt nach christlicher Über-zeugung der Neuschöpfung aller Dinge durch Gott am Ende der Weltzeit überlassen. Mich zu den vier Siebdruckserien, mit denen Franke hier aufschlägt, näher oder gar deutend zu äußern, wäre aus meiner dilettierenden Warte eine Anmaßung, deshalb versuche ich das erst gar nicht. Immerhin meine ich verstanden zu haben: Die Siebdrucktechnik – Detlev Lienau hat es in seiner Begrüßung schon angedeutet - ermöglicht, das ursprüngliche Bildmotiv so weit zu abstrahieren, dass es sich nahezu auflöst. Aber doch nur nahezu. Es ist ein bisschen wie mit der Verdünnungstechnik in der Homöopathie. Durch die extreme Verdünnung wird die eigentliche Substanz so weit entdiffundiert, dass nach Überzeugung ihrer Anhänger am Ende nur noch ihr „reiner Geist“ bleibt, der aber gerade als solcher besondere Wirksamkeit entfalten soll. So auch beim Siebdruck. Exemplarisch wird das bei den Arbeiten, bei denen sich sehr viele Farbschich-ten überlagern. Dadurch zitiert der Druck die Malerei. Und die Sicht der Dinge stellt verblüfft fest, dass die Farbgebung die Motivik eindeutig dominiert. So wird aus den Konturen maleri-sche Gestaltung. Und dennoch verschwindet das ursprüngliche Motiv nicht völlig. Es bleibt noch da, wie eine schemenhafte Erinnerung. Die Sicht des Künstlers auf die vier Motive, die die Basis der ausgestellten Arbeiten bilden, fördert zutage, dass bei den drei Motiven, die keine menschlichen Gesichter abbilden, die Farben jedes Mal den abgebildeten Gegenstand, also das „Ding“, eindeutig dominieren. Nur bei dem vierten Motiv, die beiden portraitartigen Frauen in der New Yorker U-Bahn, ist es gerade umgekehrt. Da kommen die Farbgebungen nicht gegen die Kraft der Gesichter an. Die Sicht der Dinge, also der beiden Personen, auf uns, bleibt stärker als die Sicht auf die Dinge mittels der Farben. Die Gesichter leuchten aus sich heraus mindestens ebenbürtig zu den ge-wählten Farben. Wenn Sie dem Theologen diese Bemerkung erlauben: vielleicht ist das auf seine Weise ein Hinweis, dass der eingangs genannte biblische Schöpfungsbericht etwas Wah-res transportiert, wenn er den Menschen zur Krone alles von Gott Geschaffenen erhebt. Und damit bin ich bei den Siebdruckserie „Dance factory“ angelangt. Sie zeigt den Menschen in seinem Zusammenwirken mit Klang und Raum. Hier jedoch reduziert auf einen ausgewähl-ten Moment der Starre, der durch den Druck und seine Farbgebung auf besondere Weise vere-wigt ist. So wird der Tanzmoment zur Sicht der Dinge. Nun bin ich nicht nur künstlerisch ein Laie, sondern auch ein wenig ambitionierter Tänzer. Aber die Beschäftigung mit Markus Fran-kes Bilderzyklen haben doch auch meine Sicht dieser Dinge ein wenig verändert. So will ich mit zwei Zitaten schließen. Gottfried Keller: „Trinkt o Augen, was die Wimper hält.“ Und Pina Bausch: „Tanzt, tanzt - sonst seid ihr verloren.“ - Vielen Dank!



Mutiges Grau
Ausstellung Markus Franke: 11.01.2017 Gundelfingen, Dr. Ute Niethammer

Ende September war ein Haus in der Wiehre in Freiburg in aller Munde und noch mehr Augen. Eine Hausbesitzerin hatte einen Graffity-Profi beauftragt, ihr äußerlich heruntergekommenes Haus in der Wiehre fantasievoll neu zu gestalten. Doch noch vor Vollendung des Werks reagierte die Stadtverwaltung auf eine Beschwerde aus der Nachbarschaft und forderte die Übermalung der bunten Fassade, um das einheitliche Stadtbild nicht zu gefährden. Der zuständige Sachbearbeiter der Stadt riet in diese Zusammenhang zu einer beherzten Anpassung ohne sich zu verstecken und schlug vor das Haus mit einem "mutigen Grau" zu streichen. Ein "mutiges Grau" - immer wieder denke ich seither darüber nach, was das eigentlich sein könnte. Kurz vor Weihnachten konnte ich mein Problem lösen: ich war bei meinem Pfarrkollegen zu Besuch und habe seine neuesten Arbeiten angeschaut. Dort habe ich es gesehen - das mutige Grau! Und Sie können es heute auch sehen - das mutige Grau. Bzw. Sie haben es schon gesehen und sich davon heute hierher locken lassen, denn auf den Ausstellungsplakaten und Flyern bildet es die strukturierende Komponente. "Vorübergehende" hat der Künstler seine neue Serie genannt, und es darf offen bleiben ob damit die Bilder gemeint sind, oder wir als zeitweilig Betrachtende die dann doch weitergehen. Ob wir das mutige Grau mitnehmen? Mutiges Grau ist ein Grau, das uns vergessen lässt, dass es grau ist, weil es eine Funktion übernimmt. Es wird zum Kontrastgeber, Konturenmodelleur, zum Tiefenmagier, zum Farbverstärker, zur Silhouette. Das Geheimnis eines mutigen Graus liegt dennoch nicht in seinem perfektionierten Einsatz. Das Geheimnis dieser Farbe entfaltet sich vielmehr durch Wiederholung, Verdichtung, Fleiß - und durch die Chaostheorie. Die besagt: wenn sich alle Ordnung und Struktur in Chaos auflöst, entsteht eine neue Ordnung. Aber Halt - ich nehme Sie Schritt für Schritt mit hinein in die graue Theorie oder besser: in die magische Welt, in der keine Farbe mehr bleibt, was sie war. Vielleicht noch eine kleine Vorbemerkung: ich bin keine Künstlerin, sondern Theologin. Ich nehme Sie also mit in meine Perspektive auf Markus Frankes Bilder und verzichte darauf, so zu tun, als sei ich eine Fachfrau für Kunst. Den einen oder anderen Fachbegriff, mit dem ich vielleicht dann doch mal um mich werfe, habe ich vom Künstler selbst oder aus gelehrten Werken geklaut. Ich bin - was die Kunst betrifft - eine Vorübergehende. Im Anfang steht im Blick auf unsere Bilder hier - für mich ungewohnter Weise - nicht das Wort, sondern auch schon ein Bild! Frankes Liebe zum Siebdruck hat ihn zu einem Bildersammler werden lassen. Was immer seinem Auge an Printerzeugnissen gefällt, schneidet er aus oder kopiert es und legt es in seine große Inspirations-Sammelmappe. Das ist vielleicht symptomatisch für sein gesamtes Arbeiten im Druck: Alles ist schon da. Es gilt, durch die Arbeit mit dem Vorhandenen die noch verborgenen Seiten, Tiefen, Geheimnisse zugänglich zu machen. Indem ein Bild zur Grundlage von Bildern wird, öffnet es sich zum Dialog mit dem Künstler. Die Bilder die aus diesem Prozess entstehen öffnen sich wiederum uns als Betrachterinnen. Unser eigener Dialog mit dem Werk kann beginnen. Der Künstler wird so zum Türöffner in verborgene Welten, in Welten, die neu entstehen. Wie weit wir uns hineinwagen oder eben doch nur kurz hineinblinzeln um dann doch weiter- vorüber zu gehen bleibt uns überlassen. Die Technik des Siebdrucks wählt die Balance zwischen der Vorgabe - ein Bild, eine Kopie, die durch ein spezielles Verfahren zur Vorlage wird - und dem kreativen Prozess. Weil immer nur eine Lage gedruckt werden kann, bleibt die Kreativität in ständiger Auseinandersetzung mit dem ursprünglichen Bild. Nach jeder Siebdruckschicht geht der Künstler erneut in die Auseinandersetzung mit dem Bild in der dann vorliegenden Form und entscheidet, ob das bisherige Ergebnis für ihn eine brauchbare Aussage hat. Für die Mehrzahl der heute ausgestellten Bilder lag Franke eine Schwarzweißfotografie zugrunde. Eine Straßenszene in Berlin: Menschen, Straßenpflaster, Häuserfassaden, Transportmittel, Bäume eher zufällig in der Anordnung, nichts fesselt den Blick. Ein erster Probedruck ergab aber, dass dieses Motiv in Wirklichkeit ein Kaleidoskop ist. Und die Siebdrucktechnik der ideale Schüttelkörper! Markus Franke hat sich so intensiv auf dieses Motiv und die damit verbundenen künstlerischen Möglichkeiten eingelassen. Die Ergebnisse, die hier hängen, zeigen ganz unterschiedliche Einsichten um nicht zu sagen Ausdrucke. Da ist zum Beispiel der Druck in Grün. Die zwei verschiedenen Grüntöne geben dem Motiv einen Hauch von Sonnenschein, gleichzeitig rücken zwei Figuren dadurch in den Mittelpunkt, während sich der Radfahrer am linken Rand aufzulösen scheint. Ob das gemeint ist, wenn wir sagen, dass sich etwas in Wohlgefallen auflöst? Jedenfalls ergeben sich durch die Mischung der Grüntöne im selben Sieb, also in einem Druckvorgang neue Strukturen, die so dominant werden können, dass sie die im Motiv vorhandene sprengen. Übrigens ist das ein Vorgang, der auch in der Religion geschieht. Vor Jahrhunderten, oder sogar Jahrtausenden gelegte Grundlagen - felsenfest eingeritzt - bekommen durch Entwicklungen der Menschheit in ganz anderen Bereichen eine Färbung, werden anders aufeinander bezogen, lösen sich teilweise sogar auf und sorgen am Ende für eine völlig andere Perspektive. Zu abstrakt? Konkret: Hauterkrankungen galten vor Jahrtausenden als eine Strafe Gottes. Unsere Bibel - auch die neue LutherÜS - überliefert dieses Verständnis und die damit verbundenen Konsequenzen. Medizin und Psychologie haben diese frühere Grundeinsicht mit ihren Forschungsergebnissen übermalt. Heute ist uns der Hautausschlag der Schwester Moses, Miriam, nicht mehr eine drohende Warnung vor einer empfindlichen Gottespersönlichkeit. Wir sehen die Krankheit Miriams eher als Ausdruck ihrer komplizierten Stellung im damaligen Machtgefüge. Aber zurück zu den Bildern dieser Ausstellung. Durch die Siebdrucktechnik gelingt es dem Künstler das ursprüngliche Motiv so weit zu abstrahieren dass es sich quasi auflöst. Aber eben doch nicht ganz! Exemplarisch ist das zu sehen bei jenem Bild, auf dem sich sehr viele Farbschichten überlagern, die letzte Schicht bildet ein kräftiges Gelb. Dadurch zitiert der Druck die Malerei - aus den Flächen wird malerische Gestaltung. Und trotzdem verschwindet das ursprüngliche Motiv nicht ganz. Wie eine Erinnerung ist der Schemen einer Figur mit Graphit konturiert - und plötzlich ergänze ich als Betrachterin mühelos weitere Details aus dem Original. Übrigens: auch bei diesen polyfarbnen Drucken taucht immer wieder das Grau auf, unser mutiger Freund. Dieses Spiel mit Farbe Schichtung Form und Erinnerung funktioniert aber auch mittels der Variation der verwendeten Siebe. Da wo Franke grob gerasterte Siebe mit den herkömmlichen feinen kombiniert, passieren im Kopf der Betrachtenden ganz unvorhersehbare Dinge (zumindest in meinem Kopf - aber ich denke dass ich da keine Ausnahme bin). Die grobe Rasterung lässt uns Kontraste schärfer wahrnehmen. Und gleichzeitig bleibe ich stärker im Beobachtungsmodus - ich mutmaße, dass da Dinge verborgen bleiben sollen und fange an nach vertrauten Mustern hinter dem Raster zu suchen. Ich werde aufmerksamer, ja misstrauisch und fahnde nach Bedeutung, nach Symbolen, nach der Botschaft. Aus dem Bild wird mein Forschungsauftrag oder meine Geheimdienstmission. Womöglich wird es den Schreiblustigen unter Ihnen heute Abend zum Impuls für einen Thriller. Überhaupt ist es schwierig, diesen Drucken gegenüber passiv zu bleiben. Selbst da, wo wie zufällig ausgewählte Details in starker Vergrößerung als abstrakte Fläche in Druck gingen, stehe ich davor und warte darauf, dass das feine Geflecht zu pulsieren beginnt. Oder dass aus den wie durchblutet wirkenden Verzweigungen Blüten herausbrechen. Oder dass ein durch den Druck verdoppeltes Motiv wie in einem zweiten Raum erscheint. Der Raum dahinter tut sich auf, und damit die Tür zu den großen existenziellen Fragen. Wie ist das möglich? Tja, technisch gesehen durch mutiges Abwägen, Probieren und Variieren. Künstlerisch gesehen durch das Vertrauen auf den kreativen Prozess. Und das Mysterium. Aber: beim Druck wird das Mysterium transparent, denn es entsteht ja durch die unterschiedlichen Schichten. Wie viele es jeweils sind, können Sie - wieder ganz Geheimdienst - in den meisten Fällen nachvollziehen. Da das Bild bei jeder weiteren Druckschicht jeweils leicht versetzt aufgelegt wird, entstehen Farbstreifen am Rand, die die Lagen entschlüsseln. Es ist also in jedem Fall ein Vergnügen sich eingehend diesen Bildern auszusetzen; Sie können dabei ihre verborgenen Sympathien für den BND ausleben, sich Gedanken machen über die Welt hinter dem Offenbaren, ins Gespräch darüber kommen, welche Strömungen unserer Zeit alt Tradiertes überlagern und umdeuten oder sich den großen Fragen stellen: woher komme ich? Wohin gehe ich? Oder auch einfach vorübergehen. Eines aber werden Sie auf fast allen Bildern finden - auch auf den wunderbaren Zeichnungen - ein mutiges Grau! Aber vorher: schwarze und weiße Tasten - Olja Lickert am Klavier.



Jazz für die Augen
Michael Czelinski, Juli 2016

Das Betrachten deiner Bilder, zuletzt ganz besonders deiner Siebdrucke, hat für mich viel Ähnlichkeit mit dem, was mit mir beim Hören und Machen besonders von Jazz, aber auch beim Hören von Barockmusik geschieht. Jazz lebt von viel Struktur und Rahmen, innerhalb dessen die Musik ‚passiert'. Die Harmonien, die Rhythmen können ein strengerer, aber auch loserer Rahmen sein. Es gibt ein Schema, es gibt Standards mit klaren Harmonie-Vorgaben und melodiösen Leitlinien. Innerhalb dieses Rahmens wird frei improvisiert: das Ergebnis ist unberechenbar, auch wenn der Rahmen nicht gesprengt wird (außer z.b. im Free Jazz), der wie die Harmonien nicht immer vordergründig hörbar (‚sicht'bar) sein muss oder sich im Extremfall fast verlieren kann. Damit entstehen Unikate, unwiederholbare Werke. Deshalb gefallen mir deine Siebdrucke der letzten Jahre besonders: sie haben viel Struktur, die sich hier und da aufzulösen scheint, manchmal stärker, manchmal schwächer. Das Thema ist immer da, wie in den Jazz-Standards - sinnigerweise bei dir seit einiger Zeit wiederkehrend das Piano, ein Musikinstrument … Du malst, siebdruckst (sagt man das so?) nicht gegenständlich: so kann ich meinen Assoziationen und Anregungen freien Lauf lassen, mich inspirieren lassen. Dennoch habe ich immer einen Anhaltspunkt, das Pendant zum musikalischen Grundthema, auf den ich mich zurückziehen, von dem ich immer wieder ausgehen kann zu neuen Harmoniewechseln. Manchmal sind die Assoziationen stark gebunden und lassen die Augen anhaften, wie bei subway I und II, bei deinen sightseeing-Übermalungen oder houses-Drucken - so wie es Jazz-Standards mit sehr prägnanten Themen oder rhythmischen Elementen gibt, die die Assoziationen und Improvisationen enger führen und die Ohren ‚anhaften' lassen. Dann wiederum gibt es leichte Themen, pastellig, mit Tönen wie hingetupft, die Struktur erscheint nur noch schwach, gibt aber genügend Halt wie piano X, das so vielen gefällt. Ich habe ein solches Sehgefühl auch bei Solitär, dem ähnlichen o.T. 2014 (mit der blauen ‚Basis') und the corner - ich ‚verliere' mich gelegentlich gerne in Farb- und Klangteppichen … Aber nicht nur Jazz bedeutet mir viel, sondern auch Barockmusik. Hier gefallen mir die sehr strengen Strukturen, die häufig gefälligen melodiösen Linien (wie sagtest du zu den Ausschnitten subway III, IV, V: "dekorativ"), wenn sie denn tiefsinnig sind, vor allem diejenigen meiner ‚Melodiengötter' (ich hoffe, der Pfarrer verzeiht mir) Händel, Zelenka und Bach, die Affekte und Stimmungen objektiver darstellen können, als es für mich z.B. romantische Musik schafft, auf die ich mich wegen ihrer stark subjektiven Färbung nicht immer einlassen kann. Wie im Jazz gelingt es guten Barockkomponisten, trotz der strengen harmonischen und strukturellen Vorgaben immer wieder eine Luftigkeit, Leichtigkeit und sogar Leidenschaftlichkeit zu gestalten, dass es für mich wie ein Wunder wirkt, wenn ich mich davon mitreißen lasse und mitsingen, mitsummen, mittanzen möchte, zu freudvoller wie auch leidvoller Musik. Barock geht für mich, wie Jazz, durch den Leib - und tatsächlich spüre ich beim Betrachten deiner Bilder ebenso körperliche Reaktionen. Ich hoffe, es ist dir recht, wenn ich sage, dass mein Intellekt dabei eher ruht - nur jetzt beim Schreiben darüber nicht -;) Ist es Zufall, dass ich deine Kunst, für mich, als "Jazz für die Augen" beschreibe? Die Ausstellung 2014 in Heidelberg hieß ausgerechnet Klang der Bilder; eines deiner Werke, das du als Kartengruß geschickt hattest, Stravinskys summer; das sich durchziehende Motto und viele Titel deiner Siebdrucke seit einigen Jahren (mezzo) piano. Die Entstehungsgeschichte letzterer mag im Anlass (Alternative zu den "dämlichen" Schaufensterpuppen) zufällig sein - zufällig auch, dass du dich so gut darauf einlassen konntest und es so viel mit dir macht? (Nebengedanke: vielleicht hat sich das Gitarrenspiel im Laufe der Jahre zunehmend in die Malerei und Drucke etc. ‚sublimiert'? Musik steckt tief und lange in dir, und vielleicht äußert sich sich jetzt auf andere Weise … - Mit diesem Nebengedanken will ich aber nicht übergriffig werden und herumpsychologisieren: ich suche nur eine Antwort darauf, warum für mich so viel Musik in deinen Bildern liegt, und ich vermute einfach mal, dass es dafür einen Grund nicht nur auf meiner Seite gibt -;) Für mich gibt es einen roten Faden in all deinen Werken. Ich habe mich ja immer gefragt, warum mir, der normalerweise nicht freiwillig in Bilder-Ausstellungen geht, deine Werke hingegen gefielen und gefallen. Dass du sie mir erklärst und wir befreundet sind, ich also eine persönliche Nähe und dadurch einen Bezug zu deinen Bildern habe, war für mich immer die erste Erklärung, die mich aber bei genauerer Betrachtung zu wenig war. Mit dem letzten Besuch glaube ich den Schlüssel gefunden zu haben, was es über die persönliche Verbundenheit hinaus damit auf sich hat. Ich habe mir in dieser Woche noch einmal alle Bilder, die ich von dir als Karten habe oder die ich mir im Internet anschauen kann, betrachtet und finde diesen Schlüssel plausibel. Ich freue mich darüber, es zumindest für mich auf den Begriff gebracht zu haben. (Ein zutiefst philosophisches Bedürfnis -) Was aber genau beim Betrachten passiert, das bleibt wohl einer Erklärung schuldig oder begrifflich diffus: so wie die Entstehung deines großformatigen Bildes aus der Eingangshalle, dem Farbenreste-verschmieren-Bild …



Von mir aus…
Markus Franke, Zur Ausstellung: Vom Klang der Bilder - Peterskirche Heidelberg, 22.07. - 31.08.14

Ungern spreche ich über meine eigenen Arbeiten. Meine Aufgabe ist es ja sie herzustellen. Herstellen klingt technisch. So ist auch mein erster Zugang zu den eigenen Arbeiten. Wenn sie gut sind, müssen sie "funktionieren". D.h. Komposition und Farbgebung, Größe bis hin zur Rahmung sollten stimmig sein. Dafür gibt es durchaus die klassischen Kriterien der Kompositions-und Farbenlehre, die ich gelernt und erprobt, wie Klavierspielen eingeübt habe. Im Moment des Malens, Druckens etc., im Moment des kreativen Arbeitens müssen sie aber "vergessen" werden, da sie sich eher hinderlich aufs Arbeiten auswirken. Nachdem ich mich vor ca. fünf Jahren immer wieder mit fotografischen Motiven in meiner Malerei auseinandergesetzt habe, kam ich zum Siebdruck, der ja nun genau diese Möglichkeiten hat. Ein Druckverfahren, das zugleich malerische wie fototechnische Aspekte vereint. Dabei geht es nicht um die fotografische Wiedergabe von Realität; sondern um eine Art "ornamentale" Anschauung der Wirklichkeit, durchaus an "Schönheit" orientiert, wobei ich darunter eher eine Spannung (Kontraste: Farbe und Form) verstehe, die eine Art Energie freisetzt. Diese Energie bekommt der Betrachter unmittelbar zu spüren. Er ist wesentlicher Bestandteil des Kunstwerkes. Ohne ihn ist es überflüssig. Die ausgestellten Arbeiten gehören ja in der Hauptsache zu der Serie: "new pictures of an old Piano". 1998 hatte ich bereits eine Serie von Bildern zu einem alten Klavier angefertigt, die dieses Thema malerisch bearbeitet haben. 2012 habe ich es dann im Siebdruck wieder aufgenommen. Das arbeiten in Serie intensiviert, steigert die oben beschriebene Spannung im Bildprogramm. Das Durch- "spielen" aller Möglichkeiten erzeugt nicht nur Ideen, sondern lässt nach und nach die beste Art der Darstellung (s.o. "funktionieren") finden. Bei dieser Serie ist dies m. E. besonders gut gelungen. Die anderen Arbeiten (Malerei/ Siebdrucke) zeigen einerseits eine gewisse Vielfalt des Arbeitens, aber auch der Bezüge. D.h. manchmal erst im Nachhinein sehe ich, dass mich ähnliche Fragen schon in früheren Serien/Arbeiten beschäftigt haben. (Grenzen, Übergänge, außen-innen, Hinter-Vordergrund, Unter-Übermalung, mit all ihren philosophisch-theologischen Implikationen.) Dass Musik und Malerei eine gewisse Verwandtschaft zeigen, ist nicht neu. Ähnliche Kompositionselemente ( laut -leise (kontraststark-gedämpft) groß -klein, vorne -hinten, Repetition- einmalig etc.) spielen hier eine Rolle. Diese grundsätzlichen Überschneidungen, werden durch das Thema Klavier(piano) zunächst nur äußerlich angespielt und verstärkt.



Einführung zur Ausstellung von Markus Franke
Kunstforum am 13.07.2012 von Dr. Joachim Hacker

Liebe Kunstfreunde, meine sehr verehrten Damen und Herren, es gibt zwei Versionen meiner Einführung, eine kurze und eine längere. Ich frage vorsichtshalber nicht, welche sie hören möchten, denn sie müssen beide ertragen. Die kurze ist von Goethe, der gesagt hat: "Die Kunst ist eine Vermittlerin des Unaussprechlichen. Darum scheint es ein Torheit, sie durch Worte vermitteln zu wollen." Das war´s dann. Punkt und Schluss! Die etwas längere wird dem heute ausstellenden Künstler dann doch gerechter, denn Markus Franke ist kein Unbekannter im Kunstforum. Bereits 2005 waren seine Arbeiten schon einmal im Kunstforum zu sehen. Er hat aber auch darüber hinaus seine Spuren im Hochschwarzwald hinterlassen. So war er von 1997 bis 2007 als Religions- und Kunstlehrer an der Internatsschule Birklehof in Hinterzarten tätig und von 2005 bis 2007 als Teilzeitpfarrer der evangelischen Gemeinde Altglashütten. Bereits diesen knappen Angaben können sie entnehmen, dass er seine Ausbildung zweigleisig gestaltet hat, zum einen als Künstler und parallel dazu als evangelischer Theologe (die Reihenfolge darf nach Belieben getauscht werden). Dem Studium der Theologie in Tübingen, Berlin und Heidelberg folgte 1995 der Diplomabschluss zum bemerkenswerten Thema "Religiöse Motive im künstlerischen Werk von Joseph Beuys", gefolgt von einem Vikariat bei der Evangelischen Landeskirche Baden. Parallel dazu nahm Markus Franke zunächst Mal- und Zeichenunterricht an der Fernakademie Karlsruhe und war dann von 1983 bis 1987 Student am Zeicheninstitut in Tübingen und anschließend ein Jahr Gaststudent an der Hochschule der Künste in Berlin. Nachdem er seine Lehrertätigkeit am Birklehof aufgenommen hatte, hat er über zehn Jahre, jeweils in den Sommerferien, seine künstlerische Ausbildung an der Europäischen Kunstakademie in Trier fortgesetzt. Seit 2007 betreut er nun als evangelischer Pfarrer die Freiburger Pfarrgemeinde Ost und hat für seine künstlerische Arbeit ein eigenes Atelier im Stühlinger. Mit Markus Franke haben wir also einen Menschen vor uns, der sich gleichzeitig als Theologe und Künstler begreift, was die vielleicht etwas ketzerische Frage nahe legt, ob Theologie und Kunst sich in seinen Werken gegenseitig befruchten, gar theologische Inhalte im Bild erkennbar werden und so etwas wie "sakrale Kunst" entstehen lassen. Wenn sie sich im Raum umschauen, werden sie mir sicher zustimmen, dass dies im engeren Sinne nicht zutrifft. Erlebte doch "christliche Kunst", die von gläubigen Künstlern für gläubige Christen geschaffen wurde, mit den so genannten "Nazarenern" der Wiener Kunstakademie in der Zeit der Romantik ihre letzte Blüte. Haben wir aber Frankes Beschäftigung mit den religiösen Motiven bei Beuys im Sinn behalten, so dürfen wir auch bei ihm, zwar nicht nach Motiven suchen, aber doch eine höhere Sinnebene in seiner Kunst vermuten. Geistige Inhalte lässt Markus Franke in seiner Kunst nicht nur zu, sondern sie sind durchaus gewollt und ein höheres Ziel seiner Kunst. Er bezieht sich dabei auf eine Abhandlung des Theologen Paul Tillich, der sich in seiner "Theologie der Kultur" Gedanken über das aristotelische Prinzip von Form, Inhalt und Gehalt gemacht hat. Paul Tillich schreibt dazu: "Der Gehalt wird von einem Inhalt mittels der Form ergriffen und zum Ausdruck gebracht. Der Inhalt ist das Zufällige, der Gehalt das Wesentliche, die Form das Vermittelnde. Was aber ist der Gehalt eines Kunstwerkes? Für Tillich ist es " das Unbedingte, das Überseiende, die geistige Substanz, die der Form erst ihre Bedeutung gibt". Markus Franke wiederum fragt uns "warum sprechen bestimmte Bilder eines Künstlers viele Menschen an, andere Werke von ihm dagegen nur Wenige?" Die Antwort könnte lauten, dass es dem Künstler im ersteren Fall gelungen ist Form und Inhalt mit dem Gehalt des Bildes in eine stimmige Einheit zu bringen, die sich dann vielen Betrachtern unmittelbar erschließt. Diese innere Aussage eines Bildes kann dann durchaus auch theologische Einsichten erschließen und etwas von seinem inneren Wesen auf den Betrachter transponieren. Die im vergangenen Jahr verstorbenen amerikanischen Künstlerin Helen Frankenthaler hat diesen Transformationsprozess aus Sicht des Künstlers folgender Maßen beschrieben: "Es geht darum los zu lassen, sich vollkommen zu verlieren. Dann tritt die Wahrheit hervor, wenn man völlig im Akt des Malens aufgeht. Bewusst und unbewusst lässt der Künstler all das geschehen, was geschehen muss. Wenn das Gemälde gut ist, überträgt sich das auch auf den Betrachter." In diesem Sinne wollen auch die Arbeiten von Markus Franke "geistige Substanz" vermitteln. Markus Franke ist ein Künstler, der die verschiedensten Techniken beherrscht und sie wechselweise erprobt. Er zeigt uns in dieser Ausstellung drei verschiedene Werksgattungen: Zeichnungen, Malerei und Fotografie in Kombination mit Malerei. Nicht vertreten ist die Druckgrafik, die einen weiteren Schwerpunkt seiner Arbeit darstellt, den Rahmen dieser Ausstellung aber sprengen würde. Beginnen wir mit den Bleistiftzeichnungen, von denen sie vier Arbeiten an der Längswand sehen. Schaut man im Atelier in eine seiner Mappen mit frühen Zeichenarbeiten, so sieht man naturalistisch Darstellungen. Köpfe, Körper, Landschaften in klassischer, altmeisterlicher Manier. Was er uns aber hier zeigt, hat einen Entwicklungsprozess durchlaufen und sich gewandelt. Markus Franke hat auch bei seinen Zeichnungen den Schritt zur Abstraktion getan. Oder anders ausgedrückt, seine Zeichnungen haben sich der Malerei angenähert. Die Zeichnung wird nun zur Vorübung des später zu malenden Bildes. Was wir auf den vier hier gezeigten Arbeiten noch als Stillleben erahnen können, hat sich vom Naturalismus gelöst, die Formen haben sich aufgelöst, der Bildinhalt wird abstrahiert und reduziert. Aber Markus Franke geht noch weiter. Nicht mehr Inhalt und Form des Bildes stehen im Vordergrund, sondern die Bildkomposition. Es werden nur noch die Umrisse der Gegenstände gezeichnet, das Innere bleibt weitgehend leer. Dafür werden die Ränder betont und die Zwischenräume der dargestellten Objekte bewusst gestaltet. Man gewinnt den Eindruck, dass für Markus Franke immer weniger das Objekt selbst, sondern immer mehr dessen Grenze und Umriss an Bedeutung gewinnt. Scharfe Umrisslinien und durch schraffierte Schatten betontes Seitenlicht, erinnern dabei durchaus an die Arbeiten von Giorgio Morandi. Die größte Gruppe der hier gezeigten Arbeiten umfasst Malerei mit Acrylfarben. Auf den ersten Blick wird dem Betrachter bewusst, dass Schwarz als unbunte Farbe in den Arbeiten eine bedeutsame Rolle spielt. "Vermeide Schwarz", habe er auf der Kunstschule immer wieder gelernt, sagt Markus Franke. Nun setzt er es üppig ein und fühlt sich darin von Matisse bestärkt, dessen Lieblingsfarbe es war. Schwarz steigert die Wirkung der benachbarten Farben und vergrößert die Raumwirkung des Bildes. In den neueren Arbeiten an der Rückwand, übernimmt zunehmend ein dunkles Violett die Rolle des Schwarz. Zahlreiche Farbschichten werden übereinander gelegt. Viele der Bilder haben eine ockerfarbene Grundierung erhalten, die immer wieder hindurch scheint und zwischen den Farben aufleuchtet. Oder es werden punktuelle Schwerpunkte in Rot aufgesetzt. Wir haben Arbeiten in denen Schwarz, Weiß, Grau und Ocker dominieren oder leuchtende Rosatöne den Kontrast zum Schwarz bilden. Wie aus einer höheren Warte schauen wir auf Farbfelder in Rosa und Türkis, in Violett und Blau. Feldlandschaften und Blumenfelder können uns dabei in den Sinn kommen. Die Felder werden von schwarzen Linien begrenzt oder stoßen mäandernd und scharf gegeneinander abgesetzt aneinander. An diesen Grenzzonen entstehen besondere Spannungsfelder. Es werden Farbgrenzen gesetzt, aber mit einem Pinselstrich auch wieder aufgelöst und durchlässig gemacht. Wo aber Grenzen gesetzt werden, fordern sie auch zur Überschreitung auf und zu gegenseitiger Beeinflussung. Nicht nur kulturell, sondern auch künstlerisch können Grenzen Bezüge und Eigenheiten der Angrenzer verstärken oder sie abstoßen. Gestaltet nun auf Frankes Farbflächen der Fluss den Uferrand oder gibt die Struktur des Ufers den Lauf des Flusses vor? Wir wissen es nicht, spüren aber, dass Form und Farbe in uns eine Reaktion auslösen. Aber nur wenn Inhalt, Form und Gehalt des Bildes für uns stimmig sind, wird des Bild zu uns sprechen und uns tiefere Einblicke erschließen. Inhaltlich gibt es für die Bilder keine Vorlagen, wenngleich die Bildtitel gelegentlich einen solchen suggerieren. Farben und Formen werden frei gestaltet und unterliegen der Stimmung und Eingebung des Augenblicks. Erst im Nachhinein hat Markus Franke eine Idee, was hier entstanden sein könnte und das Bild bekommt einen Titel, vielleicht auch als Anregung für uns als Betrachter. Bei der dritten hier gezeigten Werkgruppe handelt es sich um kleinformatige Übermalungen von Fotografien. Die Bilder sind nicht vom Künstler aufgenommen, sondern handelsübliche Postkarten. Das ermöglicht Markus Franke Serien mit identischem Hintergrundbild, wie den beiden kommunizierenden Mädchen, und unterschiedlichen Übermalungen zu erstellen. Das Hintergrundmotiv ist dabei für den Künstler nur von beiläufigem Interesse. Er ist mehr an der Wirkung interessiert die in Kombination mit der aufgetragenen Farbe entsteht. Auch hier gehen im Kleinen je nach Stimmung und Eingebung Foto und Farbe ganz unterschiedliche Beziehungen ein. Mal dominiert das Foto und wird nur mit Farbklecksen punktuell manipuliert, mal verschwindet das Bild nahezu unter der dem dominanten mit dem Spachtel verwischten Farbauftrag. Meine sehr geehrten Damen und Herren, "Kunst gibt nicht das Sichtbare wieder, sondern macht sichtbar", hat Paul Klee gesagt. Ich würde sie jetzt gerne auf einen Rundgang entlassen auf dem sie vielleicht entdecken, was die Kunst von Markus Franke für sie sichtbar macht.


Grenz-Felder/ Fields of Boundary
Dr. Markus Ewel, 2013

Zonen des Übergänglichen sind Grenzen, wo Gegensätzliches sich nicht ausschließt, sondern in vieldeutiger Weise aufeinander Bezug nimmt. An der Grenze entscheidet sich das Verhältnis von Farbe und Form. Je nach ihrer wechselseitigen Bezugsetzung heben sich Farbfelder voneinander ab, um im Gegenzug die Potentiale eines Räumlichen in der Fläche aufscheinen zu lassen; Grenzlinien werden zu Formchiffren mit eigenem Gestaltcharakter, die den Bildraum organisieren. Abstraktes wird zum Ornament, indem sich an den Grenzen Farbe und Form zu mehrdimensionalen Figurationen von eigener Ausdruckskraft verdichten. Dabei geht es darum den Grenzpunkt zu finden, wo ein Zwischenraum des Ambivalenten sich auftut. Markus Frankes künstlerisches Interesse gilt der Konstruktion von Zwischenzonen auf der Grenze, wo der Augenblick anschaulicher Ambivalenz zugleich Zeichen für die Hintergründigkeit alles Erscheinungshaften ist. Es sind Zonen der Annäherung und Abstoßung, verschränkender Übermalung oder verdeckt durchscheinender Untermalungen, wo sich Tiefes im Oberflächlichen artikulieren kann als ein Phänomen der Tiefenschichtung. Es sind Bezüge zwischen der Grundfarbe Schwarz und ihren Gegensätzen Weiß oder Bunt, die sich von ihm abheben, indem das Schwarz sich entzieht und potenziert ins Unbestimmbar-Rätselhafte; Tiefe steht so für einen Raum des Möglichen, der das Bestehende zugleich bedingt. Oder im Gegenteil, das Schwarz wird zur Farbe, indem es als Übermalung auftritt und als unbunte Farbe die Farbdynamik steigert, Weiß lichthaft werden lässt. Das Ganze kalkuliert auf ein Spiel der Entsprechungen nach dem Gesetz wechselseitiger Forderungen, wo das eine nicht ohne das andere sein kann, um sich im Gleichgewicht bestimmter Unbestimmtheit halten zu können. Entscheidend aber sind die Grenzzonen, sei es dass es direkt gezogene Linien sind, an denen sich die Farbfelder im Moment ihrer Berührung beweglich halten, sei es dass indirekt durch Verschiebungen sich unterschiedlich weite Spaltungen auftun, um Untergründiges stehen zu lassen, das implizit mitspricht in einem Moment stillen Aufbruchs. Im Einzelfall genügt ein knapper Grenzzug, ein kurzer Pinselstrich, und die Verhältnisse entscheiden sich um. Zonen dieser Art sind Bereiche figurativer Verdichtung, besonders deutlich in den Bildkompositionen, wo an Kreuzungspunkten Grenzen sich auftun, indem verschiedene Farbfelder einander begegnen. Markus Franke ist auf der Suche nach Bildmomenten, in denen im Austausch der Bildelemente Umwertungen stattfinden, die auf eine andere Gegenwart unmittelbarer Anschauung verweisen. Im Indirekten wird der Betrachter auf Dimensionen einer Wirklichkeit aufmerksam, die da ist, indem sie sich entzieht. Umso wichtiger ist die Genauigkeit in der Grenzziehung, sie ist das punctum saliens, wo es sich entscheidet, dass Grenzen ins Offene des Mehr- und Vieldeutigen verweisen und immer noch andere unerwartete Möglichkeiten offenhalten.

Zones of transition are boundaries where opposites do not exclude each other but refer to one other in an ambiguous way. The border is where the relationship of color and form is determined. Depending on their mutual point of reference, color-patches offset one another, the contrast allowing potential three-dimensionality to arise in the surface. Borderlines turn into form-codes with their own creative power, organizing the field of vision. At the boundaries color and form are compressed into multidimensional figuration with its own expressiveness and let the abstract turn into an ornamentation, intending to find the point where an interstice of ambivalence will appear. Markus Franke's artistic interest is concerned with the construction of intermediate zones at the border where the moment of visible ambivalence is also indicative of the enigmatic in all features. They are zones of convergences and repulsion, staggered over-painting or covered translucent under-painting, where deepness can arise at the surface as a phenomenon of deeper layers. There are links between the basic black and the opposites white or colored; While differing, the basic black escapes into leave out potentate mysterious. Therefore deepness creates a sphere of possibility including the existing. Or on the contrary, black turns into color by appearing as an over-painting and intensifies the color-dynamic, making the white luminous. This is calculated to a play of correspondences according to the law of mutual claims, where one is not able to be without the other, balancing in determined vagueness. Most decisive are border zones created through directly drawn lines, which let the color patches stay agile at the moment they touch, or resulting from indirect shifts that let gabs of diverse width open and show the underground as a moment of silent awakening. In individual cases a concise dividing line or a short brushstroke will be able to decide new proportions. These kind of zones are areas of figurative compression most obvious in picture-compositions, where color-patches meet each other and let borders arise at the intersection. Markus Franke is searching for moments in painting where, by exchanging picture elements, revaluations take place which refer to an alternative view of the present. Indirectly the viewer becomes aware of a new dimension of reality which is present but evading itself. The precise demarcation is even more important as a crucial point where it is determined that boundaries refer to the expanse of ambiguity, always leaving open new, unexpected possibilities.